Intimbereich waschen in der Pflege

Intimhygiene ist in der Pflege ein besonders sensibles und oft schambesetztes Thema. Zum einen sollten Würde und Privatsphäre des Pflegebedürftigen stets gewahrt werden. Zum anderen ist es dennoch wichtig, diesen Körperbereich nicht aus falscher Scham oder aus Unwissen bei der Pflege auszusparen. Denn ein gesunder Intimbereich trägt zur Gesamtgesundheit und zum Wohlbefinden bei.

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Die Intimpflege zählt zu den wichtigsten Schritten einer rundum vollständigen Körperwäsche

Intimbereich waschen: Darauf kommt es an

Viele Pflegebedürftige sind durch Bewegungseinschränkungen oder geistige Umstände (Demenz) nicht mehr in der Lage, die Intimpflege selbst durchzuführen. Dann muss sie entweder vom pflegenden Angehörigen oder einem Pflegedienst übernommen werden.

Entscheiden Sie sich dazu, diese Aufgabe selbst zu übernehmen, sollten Sie stets darauf achten, die Situation für Sie beide so angenehm wie möglich zu gestalten. Dazu zählt unter anderem, auf die richtige Atmosphäre zu achten: Sorgen Sie dafür, dass Sie allein mit dem Pflegebedürftigen im Raum sind und dass Sie während der Pflege auch von keiner dritten Person gestört werden.

Achten Sie auf eine angenehme Raumtemperatur und legen Sie sich alles bereit, was Sie für die Pflege brauchen: Einmalhandschuhe, einen Waschlappen, eine Schüssel mit lauwarmem Wasser und saubere Handtücher.

Führen Sie die Intimpflege im Bett des Pflegebedürftigen durch, sollten Sie dieses außerdem mit Bettschutzeinlagen vor Feuchtigkeit schützen. Bedecken Sie Oberkörper und Beine des Pflegebedürftigen mit einer dünnen Decke, um ihn während der Intimpflege warm zu halten. Unterhalten Sie sich während der Intimpflege am besten über ganz normale, alltägliche Themen, das macht die Situation für Sie und für den Pflegebedürftigen angenehmer. Teilen Sie jedoch zwischendurch immer mit, welchen Pflegeschritt Sie als Nächstes durchführen.

Intimbereich waschen bei Männern und Frauen

Bei der Intimpflege gilt generell: Wasser ist ausreichend – Seife und andere Reinigungslotionen sollten Sie nur nach Rücksprache mit dem Arzt anwenden. Denn diese Produkte können den Intimbereich reizen und den pH-Wert aus dem Gleichgewicht bringen – das Risiko für Infektionen steigt. Verwenden Sie ebenfalls kein Intimspray oder ähnliches. Trocknen Sie den Intimbereich nach dem Reinigen immer vorsichtig, aber sorgfältig ab. Wichtig bei der Intimpflege: immer von innen nach außen waschen.

Intimpflege bei der Frau

  • Ziehen Sie sich die Einmalhandschuhe an und spreizen Sie vorsichtig mit den Fingern die äußeren Schamlippen und waschen die Vagina und die inneren Schamlippen mit einem feuchten Waschlappen.
  • Säubern Sie anschließend die äußeren Schamlippen mit dem Waschlappen und tupfen Sie den Bereich anschließend mit einem Handtuch trocken.
  • Zum Schluss reinigen Sie den Gesäßbereich mit dem Waschlappen vom Damm bis zur Analregion. Tupfen Sie auch diesen Bereich anschließend behutsam trocken.

Intimpflege beim Mann

  • Schieben Sie die Vorhaut des Penis vorsichtig zurück und reinigen Sie ihn behutsam mit dem Waschlappen. Danach schieben Sie die Vorhaut vorsichtig wieder zurück.
  • Reinigen Sie anschließend die Hoden mit dem Waschlappen und tupfen Sie sie danach behutsam trocken.
  • Zum Schluss reinigen Sie den Gesäßbereich mit dem Waschlappen vom Damm bis zur Analregion. Tupfen Sie auch diesen Bereich anschließend behutsam trocken.

Intimpflege: Umgang mit Scham

Die Intimpflege kann pflegende Angehörige schnell an die Grenzen der Belastbarkeit bringen. Doch es gibt Hilfe. Denn selbst professionelle Pflegepersonen müssen oftmals erst lernen, mit ihren Gefühlen umzugehen, wenn sie sich bei fremden Menschen um die Intimhygiene kümmern. Um diese Scham zu überwinden, gibt es einige Tipps:

  • Decken Sie den Körper des Pflegebedürftigen nur so weit auf, wie es für die Intimwäsche notwenig ist.
  • Fragen Sie, was Ihr Angehöriger noch selber tun möchte.
  • Sprechen sie offen über Ihre Gefühle. Eine gute Gelegenheit dafür ist unter anderem ein Pflegekurs, in dem Sie mit anderen Betroffenen Ihre Erfahrungen teilen können.
  • Arbeiten Sie zügig und beiläufig. Verwickeln Sie den Angehörigen in ein Gespräch, sodass das Waschen eher zur Nebensache wird.
  • Handeln Sie ruhig und überlegt. Eine Verschärfung der Situation durch Sätze wie „Was für eine Sauerei“ sind nicht zielführend.
  • Sorgen Sie nach der Intimhygiene für frische Kleidung und lüften Sie das Zimmer gut durch. So stärken Sie das Wohlbefinden und das angenehme Gefühl von Sauberkeit.

Intimpflege bei Inkontinenz

Besondere Sorgfalt braucht die Intimpflege von inkontinenten Angehörigen. Glücklicherweise stehen uns mit Einlagen, Pants oder Vorlagen speziell für Männer moderne Inkontinenzmaterialen zur Verfügung. Sie können einen wirksamen Beitrag zum Hautschutz leisten. Bei bereits vorhandenen Hautschädigungen gilt es, besonders auf leistungsfähige Vorlagen zu achten. Sie müssen hohen Qualitätsansprüchen genügen, wie eine Ausstattung mit Absorbersubstanzen (z. B. sogenannte Gelbildner) und Rücknässeschutz. Denn je saugfähiger die Windel, desto weniger Feuchtigkeit wird an die Haut abgeleitet.

Wenn die Haut nach dem Vorlagenwechsel schwitzig und feucht ist, sollte die Umstellung auf ein anderes Produkt erfolgen. Gegebenenfalls sollten Sie zu Produkten mit integrierten Nässeindikatorstreifen greifen. Je nach Schwere der Inkontinenz gibt es unterschiedlich saugfähige Hilfsmittel. Es ist sinnvoll, eine möglichst kleine Vorlage zu wählen, damit sie nicht zu lange getragen wird.

Der Pflegebedürftige sollte nach Möglichkeit nur mit klarem Wasser gereinigt werden. Heißes Wasser zum Schutz des Fettfilms der Haut meiden. Keine Waschlotion mit dem Hinweis „desinfizierend“ oder „zieht schnell ein“ verwenden.

Für Stuhlreste Feuchttücher verwenden. Bitte keine wasserundurchlässigen Gummimatten im Bett benutzen.

Gefahren bei schlechter Intimpflege

Eine regelmäßige Intimhygiene ist nicht nur bei Pflegebedürftigen, sondern in jeder Altersstufe wichtig. Risiken und Gefahren bei ausbleibender Hygiene treten jedoch hauptsächlich im höheren Alter auf.

Denn da im Intimbereich Urin und Stuhl ausgeschieden werden und die Schweißdrüsen permanent arbeiten, kann es schnell zu unangenehmen Gerüchen kommen. Durch regelmäßiges Reinigen mit warmem Wasser können diese Gerüche und Verunreinigungen beseitigt werden. Die Intimpflege beugt ebenfalls Haut- und Pilzerkrankungen vor, die genauso wie Hautreizungen auftreten können.

Bleibt die Reinigung des Intimbereichs über längere Zeit aus, kann es in schlimmen Fällen zu Harnwegsinfektionen kommen, da Darmbakterien vom After leicht zu den Geschlechtsteilen verschleppt werden können. Außerdem können Keime, die an die Schleimhaut gelangen, besonders unangenehme Folgen wie zum Beispiel eine Schleimhautentzündung haben.

Intimbereich waschen bei Angehörigen: Holen Sie sich professionelle Hilfe

Sei es der pflegende Angehörige oder die pflegebedürftige Person: Auf beiden Seiten kann es, wenn eine Intimhygiene durchgeführt werden muss, zu Unsicherheiten kommen, sei es aus Scham oder aus der Angst vor Fehlern. Im zweiten Fall ist es keine Schande, sich einmal zeigen zu lassen, wie man die Intimpflege am besten durchführt und wie man eventuelle Abwehrreaktionen von Personen mit demenziellen Veränderungen meistern kann. Und natürlich gilt wie immer: Wenn Sie merken, dass sie überfordert sind, können Sie die Intimpflege auch komplett in die Hände eines ambulanten Pflegedienstes geben. Sie dürfen und sollen auch Ihre Grenzen akzeptieren!

Gut zu wissen: Für die sogenannten „Pflegehilfsmittel zum Verbrauch“ erstatten die Pflegekassen bei häuslicher Pflege bis zu 40 Euro im Monat. Dazu gehören zum Beispiel Einmalhandschuhe, Bettschutzeinlagen und Masken. Pflegemittelboxen gibt es im Abo. Einmal beantragt, bekommen Sie die Box monatlich zugeschickt. curablu rechnet direkt mit den Pflegekassen ab. Rufen Sie uns kostenfrei unter 08 00/6 64 90 85 70 an.